Hellinghausen im Oktober 2004
Chronik der St Clemens Kirche
777 Bereits zu jener Zeit soll an dieser Stelle eine hölzerne Kirche gestanden haben. Es
wird berichtet, dass Karl der Große auf seinem Weg zum Reichstag in Paderborn, eine
kleine Holzkirche Kirche an dieser Stelle gesehen habe.
825 Die hl. Ida von Herzfeld gilt als Erbauerin der Kirche in Hellinghausen. Sie gilt
gleichzeitig als die erste Steinkirche von Westfalen.
1649 Nach den Zerstörungen und Plünderungen im 30-jährigen Krieg werden 2 neue Seitenaltäre eingebaut
und geweiht.
1750 Für die zerstörte und verfallene Kirche mit Friedhof in Hellinghausen soll eine neue
Kirche auf dem Bollrodt (- zwischen Herringhausen und Overhagen) gebaut werden.
314 Fuder Steine werden von Anröchte und Klieve von der Gemeinde herangefahren.
1756 Die Steine zum Neubau der Kirche werden von der Stadt Lippstadt beschlagnahmt
und müssen unentgeltlich nach Lippstadt zur Befestigung der Stadtmauern gebracht
werden.
1777 Die alte Kirche ist so baufällig, dass sie abgerissen werden muss. Allein der Kirchturm
bleibt erhalten. Vor dem geplanten Neubau der Kirche wird der Turm an der
Westseite mit einer einen Meter dicken Bruchsteinmauer verstärkt und mit einem
Anker verbunden. Auf dem Ankerbalken ist der Spruch vermerkt:
"In meinem Alter ward ich neu".
1781 Durch den Abt des Klosters Liesborn wird die Kirche nach dem Wiederaufbau neu
eingeweiht. Seit dieser Zeit befindet sich über dem Eingangsportal ein Chronogramm
mit der Aufschrift:
„PATRO CINIO DIVI CLEMENTIS NOVA SU(v)RREXI“.
Addiert man die römischen Ziffern, so ergibt sich aus der Summe die Jahreszahl 1781.
1823 Die Verwaltung der Pfarrgemeinde wird Erzbistum Köln an das Bistum Paderborn
übertragen
1875 Die Kirchengemeinde verlegt ihren Friedhof von der Kirche zu dem jetzigen Standort
in Hellinghausen.
1898 Neubau der Sakristei. Der Altarraum wird verkleinert und mehr Platz für Besucher
geschaffen.
1917 Abliefern der Glocken und Orgelpfeifen zu Rüstungszwecken im 1. Weltkrieg.
1933 Die Pfarrei wird von Hellinghausen nach Overhagen verlegt und die Schule in
Hellinghausen geschlossen. Der Pfarrer zieht nach Overhagen und Hellinghausen wird
zur Nebenstelle.
1940 Ablieferung der Glocken zu Rüstungszwecken im 2. Weltkrieg.
1945 Am 1. April (Ostersonntag) bricht Pfarrer i.R. Droll das Hochamt ab, weil deutsche
Truppen in der Nähe der Kirche in Stellung gehen. Nach einigen Tagen kann er einen
französischen Juden, den er in dem alten Pastorat versteckt hielt, in die Freiheit
entlassen.
1949 Der Böbbing (Cappel) scheidet aus der Gemeinde Hellinghausen aus und wird der
Stadt Lippstadt angegliedert.
1958 Renovierung der Kirche mit Entfernung des Hochaltars und Installation einer
modernen Heizungsanlage.
1971 Das Pastoratshaus mit Stallungen und Anbau, sowie die alte Schule werden
abgerissen.
1981 Die Kirche wird unter Denkmalschutz gestellt.
1982 Dach- und Glockenstuhl werden erneuert. In der Kirche werden umfangreiche
Renovierungen vorgenommen, z.B. Hochaltar wird erneuert und die
Kreuzigungsgruppe von der Ostwand genommen und auf den Altar gestellt. Bei der
Umgestaltung der Außenanlagen wird auch der alte Kreuzweg abgebaut. In der
Kirche findet man bei Ausschachtungsarbeiten eine Grabplatte von 1595.
1991 Renovierung der Müller-Orgel von 1783 nach Umbau durch Kuhlmann im Jahre 1845.
Die mechanische Schaltung bleibt erhalten.
1995 Das frühere Küster- und Lehrerhaus wird zu einem Zweifamilienhaus ausgebaut.
1995 Land NRW kauft die Lippewiesen auf und führt das „Lippeauenprogramm“ durch. Die Verwaltung und Betreuung dieses einmaligen Naturschutzgebietes obliegt der ABU. Als
Ersatz für gesperrte Wanderwege auf dem Mersch wird ein Fuß- und Radweg zwischen Neuenkamp und Alter Mersch angelegt. Das frühere Küster- und Lehrerhaus wird zu einem Zweifamilienhaus ausgebaut. Das Baugebiet zur östlichen Erweiterung des „Sötlings“ wird erschlossen und 10 neue Häuser entstehen dort.
2001
Ein weiteres Baugebiet auf dem Gelände hinter dem Spielplatz wird beantragt. Dort sollen weitere 12 Häuser gebaut werden. Das Blasorchester-Hellinghausen feiert sein 50 jähriges Vereinsjubiläum. Unter einem großen Festzelt am Gasthof Scheer findet eine (be)rauschende Party statt.
2005
Die umfangreichen Maßnahmen zur Umgestaltung von Gieseler und Lippe werfen ihre Schatten voraus. Das Gieselerufer wird kurz hinter dem Sportplatz in Overhagen in einer Breite von ca. 300 Metern abgetragen und an dieser Stelle eine Flutrinne geschaffen. Unter dem Hellinghäuser Weg wird ein Durchlass erstellt, der das Wasser der Gieseler bei höheren Wasserständen in das
Hellinghäuser Mersch leitet. Ziel dieser Maßnahmen ist es, das Wasser bei höheren Wasserständen von Hellinghausen fernzuhalten indem man es früher in den natürlichen Retentionsraum, in die
Aue, leitet. Im Rahmen der Lipperenaturierung wird die Gottesinsel mit einem Hochwasserschutzwall versehen. Die Anwohner der Friedhardtskirchener Straße ertragen den mit diesen Maßnahmen
verbundenen Lärm und Schmutz mit Geduld. Als kleines Dankeschön wird ihnen ein Biotop vor dem Parkplatz an der Kirche geschaffen.
2006
Im Juli rollen wieder ab 6:00 Uhr morgens schwere Schlepper, regelrechte Ungetüme, über die Friedhardtskichener Straße. Bis spät in den Abend hinein wird Erde aus den Lippeauen nach Herringhausen gebracht, um dort auf einem Feld gelagert zu werden. In Gesprächen mit der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Soest und der ABU zum Thema Schaffung neuer Wanderwege, konnte bisher noch keine geeigneter Kompromiss gefunden werden. Das Angebot, einen Weg im Abstand von 5 Metern hinter den Grundstücken am Sötling genehmigen zu lassen, macht aus Sicht der Bürger keinen Sinn. Man hätte dadurch zwar einen wunderbaren Blick in Nachbar´s Garten, von der Flora und Fauna der Auenlandschaft bekäme man jedoch nichts zu sehen. Weitere Gespräche mit Unterstützung der Stadt Lippstadt sollen folgen.
2007
Die Lippe hat inzwischen ihr Gesicht vollständig verändert. Den Bürgerinnen und Bürgern ist es noch immer nicht erlaubt, das Naturschutzgebiet zu betreten. Einige Ungehorsame machen sich jedoch dennoch auf den Weg, sich die veränderte Landschaft anzusehen und lassen sich auch nicht von den imposant anmutenden Heckrinder abschrecken. Auch auf Kanutouren lassen sich die Ausmaße der Veränderungen beobachten. Für die Lippe und ihre Aue ist die Renaturierung sicherlich ein Gewinn. Die Meinungen der Bürger gehen an dieser Stelle weit auseinander. Nach einem trockenen Frühjahr erleben wir ein sehr feuchten Sommer und Herbst. Der Boden scheint kaum noch Wasser aufnehmen zu können. Dementsprechend häufig kommt es zu Hochwasserlagen. Witterungsbedingt konnten die Renaturierungsmaßnahmen nicht in dem Maße abgeschlossen werden, wie man sich das vorgestellt hat. Einzelne Bagger wurden noch im letzten Moment aus dem Schlamm gezogen, aus dem sie wenige Stunden später nicht mehr hätten geborgen werden können. Durch den Bau der Flutrinnen an der Gieseler (am Hellinghäuser Weg und 50m stromabwärts von der Brücke in Hellinghausen) kommt es ab einem bestimmten Wasserstand zu einer Entwässerung in die Aue. Im August und im September diesen Jahres hatten die Anwohner des Sötlings mit relativ hohen Wasserständen auf den Wiesen und in den Gärten zu leben. Der Bau einer Geländemodellierung vor den hochwassergefährdeten Grundstücken im Jahre 2008 soll hier Abhilfe schaffen. Der Storch hat nach 70 Jahren Abwesenheit wieder seinen Weg nach Hellinghausen gefunden. Ein Storchenpaar hat sich zur Familien-gründung auf dem Mersch, in der Nähe des "Krummen Wende", ein Nest gebaut und seine Brut aufgezogen.
2008
Die Renaturierung schreitet weiter fort und die Ergebnisse können sich durchaus sehen lassen. Neben den Störchen scheinen sich auch zahlreiche Gänsearten in der Hellinghauser Mersch sehr wohl zu fühlen. In den Sommermonaten wird man durch das fröhliche Geschnatter bei Sonnenaufgang geweckt, während der Storch am Nachmittag im Tiefflug über unser Wohngebiet seine Kreise zieht.
2009
Erstmalig begann das Jahr mit einem Neujahrsempfang der von neu gegründeten Bürgerring-Hellinghausen e.V. veranstaltet wurde. Die große Resonanz zeigte deutlich, wie groß das Interesse der Bevölkerung an Zusammenkünften dieser Art ist. Ein Sommerhochwasser, wie wir es in den letzten Jahren nur selten erleben durften, hat uns im August ein wahres Badeparadies beschert. Die Orgel unserer Kirche wird renoviert und mit einem neuen Gebläse ausgestattet.
2010
Lippstadt feiert sein Stadtjubiläum 825 Jahre und halb Hellinghausen ist auf den Beine, bzw auf den Storchenbeinen. Bei einem Umzug durch die Stadt zeigte sich Hellinghausen von seiner besten Seite. Das Blasorchester spielte, in vielen Arbeitsstunden wurde ein Umzugswagen gebaut auf dem "Laienschauspieler" die Sage vom versteinerten Brot nachspielten und die Kinder des Dorfes sorgten als Störche verkleidet für große Bewunderung bei den Zuschauer. Auch Bürgermeister Christof Sommer zeigte sich hocherfreut über diesen Beitrag. Mit den Worten, "Hellinghausen, ein kleines Dorf mit großer Beteiligung" begrüßte er uns über Lautsprecher am Ende des Umzuges. Erstmalig findet der St Martinsumzug abwechselnd statt. Befürchtungen, die Bevölkerung würde sich nicht auf den Weg in das Dorf machen, in dem der Umzug stattfindet, konnten schon beim
ersten Male entkräftet werden. Viele Bewohner, mit und ohne Kinder, fanden sich nach dem Umzug zu Glühwein und Bratwurst in dem jeweiligen Dorf ein.
2011
Der Dorfwettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft “ bringt in der Regel viel Aufregung mit sich. Was könnte man machen, um vielleicht noch ein Treppchen höher zu kommen? Schön ist es aber immer wieder, wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen und das Dorf mal wieder richtig "in Schuss" bringen. Seit diesem Wettbewerb besitzen wir einen neuen Dorfplatz am Gielser Weg. In Anlehnung an die Dorfgeschichte wurde dieser Platz, der dankenswerter Weise von Heiner Nolte, Karl Scholz, Hubert Nolte, Hansi Scheer und Paul Dirkwinkel in zahlreichen Arbeitsstunde geschaffen wurde, Dorfplatz Ober Hellinghausen genannt gelungen. In zahlreichen Arbeitsstunden ist es ihnen gelungen, aus einer äußerst ungepflegten Ecke am Gielselerweg, einen Dorfplatz mit Mühlstein und Eichenbänken zu schaffen, der von Spaziergängern gern zur Pause genutzt wird. Auch die „Schmuddelecke“ vor dem Ballfangzaun am Spielplatz konnte in der Vorbereitung auf den Wettbewerb in ein positiveres Licht gerückt werden. In der Abschlussdokumentation wurde diese Entscheidung besonders erwähnt: „Hellinghausen besitzt einen wirklich schönen Spielplatz. Prägend sind die zahlreichen
alten Eichen. (…) Hervorzuheben ist der Mühlstein, der hier einen neuen Standort bekommen hat“. Abschlussdokumentation: „Eine lebendige Präsentation, unter großer Beteiligung der
Dorfbevölkerung“.
2012
Unser Dorfjubiläum im kommenden Jahr steht an und sollte dementsprechend vorbereitet sein. Viele interessante Ideen werden auf den Treffen der Arbeitsgruppe zusammengetragen. Am letzten Wochenende im August 2013 sollte das Jubiläumsfest mit einer großen Party am Samstagabend auf dem Spielplatz steigen. Ein Kran hätte am Sonntag darauf die Besucher auf 50m Höhe gezogen und ihnen einen Rundblick über unser schönes Dorf und in die Lippeaue ermöglicht. Auf große Begeisterung folgte aber leider, wie so häufig im Leben, ein ebenso große Ernüchterung. Was unsere Väter vor ca.40 Jahren auf die hölzernen Ortseingangsschilder schrieben " 963 - 1963 1000 Jahre Hellinghausen" konnte einer historischen Überprüfung leider nicht Stand halten. Nach einem Gespräch mit der Stadtarchivarin der Stadt Lippstadt, Frau Dr. Becker, mussten wir leider feststellen, dass wir mindestens 10 Jahre zu früh mit unserem Jubiläum sind. Der Biber wird zum ersten Male an der Lippe/Gieselermündung beobachtet. Bissspuren an verschiedenen Ufergehölzen haben seine Ankunft nach fast 60 Jahren Abwesenheit angekündigt.
Quellenhinweise:
Auszug aus dem Pfarrarchiv Pfarrer Clemens Fleige gest. 1904 und aus Überlieferungen und Urkunden des Lehrers Gerhard Hoischen 1949. Zusammengestellt und ergänzt von Alfons Räker. Übersetzt aus dem Lateinischen von Friedrich Stuckenschneider. Herausgegeben und fortgeführt von Thomas Stuckenschneider