Ein Dorf mit Vergangenheit ...

Die Sage vom "Versteinertem Brot" von Hellinghausen

 

                                
Vor langen Jahren lebten zu Hellinghausen, einem freundlichen Dörfchen in der Nähe von Lippstadt zwei Schwestern. Die eine war sehr reich und lebte mit ihrem Mann und ihren Kindern im Überfluss, die andere aber war so arm, dass sie mit ihren sechs Kindern Hunger und Kälte ertragen musste, denn sie war eine hilflose Witwe, die nur von Almosen lebte. Viele Jahre lang hatte die reiche Schwester den Jammer und die Armut ihrer unglücklichen Verwandten angesehen, ohne ihr zu helfen, so sehr die arme Schwester auch darum bat. Eines Tages aber konnte die arme Mutter das Jammergeschrei ihrer hungrigen Kinder nicht mehr ertragen und sie entschloss sich, noch einmal zu ihrer Schwester zu gehen und sie um ein Stückchen Brot anzuflehen. Die reiche Schwester aber antwortete: "Ich haben kein Brot!" Und als die arme Schwester mit Tränen in den Augen noch inniger in sie drang, rief die sei mit gellender Stimme: "Das Brot, das ich im Hause habe, mag zu Stein werden!"
Da kehrte die unglückliche Mutter mit Kummer im Herzen zu ihren hungrigen Kindern zurück. Als nun am anderen Morgen die böse Schwester den Schrank öffnete, um das Brot herauszunehmen, siehe, da war es zu Stein geworden und vor Schrecken stürzte sie zu Boden und war tot.

Weddigen und Hartmann
Aus: "Mein Heimatland". Westfälisches Lesebuch. Hrsg. Katholischer Lehrerverband des Deutschen Reiches und dem Verein katholischer deutscher Lehrerinnen.  Crüwell Verlag. (Dortmund:1930)

Das versteinerte Brot wurde zum Andenken an diese Begebenheit und zum warnenden Beispiel an einer eisernen Kette in der Kirche zu Hellinghausen aufgehängt.  Heute befindet es sich im Eingangsbereich der Kirche in Hellinghausen